RTF / ARF - Helis

  • Er richtig lesen-
    dann gut fliegen

    aber wie oft sind die Betriebsanleitungen viel zu knapp?

    Project image 1 Project image 2 Project image 3

RTF = ready to fly, bedeutet: Flugfertig zusammengebaut.
ARF = almost ready to fly : Flugfertig aufgebaut, aber ohne Steuerung

Aber:

RTF / flugfertig zusammen gebaut
bedeutet auf keinen Fall, dass das Modell schon eingeflogen ist, oder jemals in der Luft war!


Erfahrungen
Aus der Packung kommen ein Heli, eine Fernsteuerung, Ladegerät und Akku. Etwas Werkzeug liegt auch dabei. Die beiliegende Betriebsanleitung ist in pidgin-englisch und mehr oder weniger eine Aufzählung der Bedienelemente des Senders. Auch mehrere Strichmännchen, die sich am Kopf kratzen erkennt man.  Aber was verstehen wir z.B. unter Exponential adjustment / Throttle curve, oder CCPM / normal?
Auch die Beschreibung von Steuerbewegungen im 'Inverted Flight Mode' sagt einem Einsteiger überhaupt nichts, zumal der Heli nicht mal 'inverted' abgebildet ist, sondern in 'Normalfluglage'...
Soviel zur Bedienungsanleitung.

Der Heli ist ready to fly?

Nein! Das hier aus dem Originalkarton entnommene Modell ist nur fertig für den wahrscheinlich letzten Flug seines Lebens. Hier kam es, zum Glück, in die erfahrenen Hände der Helischool und wurde erst mal inspiziert. Das Ergebnis der kurzen Prüfung: NO GO - auf keinen Fall flugbereit!

Das Mustermodell sah eigentlich ordentlich aus. Alle Schrauben waren dran, der Rotor und der Heckrotor drehten sich und der Motor verlangte nur noch nach einem Akku. Der Sender machte einen guten Eindruck und nach Einlegen von Batterien zeigte er grünes Licht.
Der Flugakku kam nach Anleitung erst mal mehrere Stunden an das Ladegerät und das zeigte nach zwei Stunden auch grünes Licht. Alles grün? Alles Okay?

Finn.de

Nein, erst wurde der Heli einer Vorflugprüfung unterzogen

Dabei kamen folgende flugverhindernde Zustände zu Tage:

  • Das Modell ist sehr hecklastig. Das liegt an dem unterdimensionierten Akku. Es fehlen 60 Gramm!
  • Die Rotorblätter haben einen Spurlauffehler von etwa 1,5 cm! Die Vibrationen im Probelauf waren riesig.
  • Ein Rotorblatt war sehr lose, das andere total fest am Blatthalter angeschraubt.
  • Die Antenne war 150 mal um die linke Kufe gewickelt. das sah ordentlich aus, doch die Reichweite gleich Null.
  • Am Steuergestänge waren die Kugelköpfe teilweise so stramm, dass die Steuerbewegungen nur ruckweise übertragen wurden
  • Die Gleithülse der Taumelscheibe rutsche nur widerwillig auf der Hauptwelle auf und ab und musste von einem zähklebrigen Fettfilm befreit werden.
  • In einem Forum wurde dringend geraten, vor dem Erstflug das Riemenrad richtig auf die Welle zu kleben. Das machte viel Arbeit mit teilweise zerlegen des Chassis. Die wirklich nicht gute Befestigung wurde also verbessert.

Richtige Vorbereitung zum Flug

Schwerpunkt trimmen

Das ist mit etwas Blei, einer großen Metallschraube oder ähnlichem schnell erledigt. Wichtig ist nur, dieses Gewicht soweit wie möglich an die Spitze des Helis zu bringen. Mit Klebeband oder Kabelbinder ist das gut an der Akkuauflage zu befestigen. Bitte darauf achten, dass der Akku nicht daran scheuern kann! Das letzte i-Tüpfelchen könnte man mit Knetmasse in der Haubenspitze austrimmen.
Natürlich geht es auch mit einem Akku mit mehr Kapazität. So 2200mA haben das richtige Gewicht.

Rotorblätter richtig anschrauben

Mit dem beiliegenden Schlüssel werden die beiden Schrauben soweit angezogen, dass die Blätter nicht mehr von alleine einknicken wenn die Paddelstange zügig bewegt wird.  Etwas mehr  schadet nicht. Sollte aber beim Hochlaufen des Antriebes das Schütteln nicht enden, sollte man die Schrauben wieder etwas lockern. Die Blätter müssen sich durch die Fliehkraft alleine ausrichten können.

Spurlauf einstellenspur

Fliegen mit Spurlauffehler führt zu Schwingungen,  Vibrationen und unpräziser Steuerung. Das kann sich aufschaukeln und den Heli zerstören. Niemand fliegt seinen Heli mit einem sichtbaren Spurlauffehler!
Zum Aufspüren des Fehlers wird der Heli, mit der Methode aus Lektion 1 am Boden, oder Tisch befestigt. Nun den Sender einschalten, den Pitch-Knüppel in Neutralstellung bringen, Batterie anklemmen und den Rotor bis zur Mittelstellung des Pitches hochlaufen lassen. Fliegt ein Blatt höher als das andere, so merken wir uns die Farbe.
Heli abschalten, Batterie wieder abklemmen.
Das zu hoch fliegende Blatt drehen wir so, dass es rechts von uns ist. Nun die hier markierte Spurstange an einer Seite vom Kugelgelenk abziehen und 2 Umdrehungen im Uhrzeigersinn verkürzen. Die Plastikösen sind auf der Spurstange aufgeschraubt und lassen sich durch drehen fein justieren.

Nun den Probelauf wiederholen und so lange trimmen, bis der Spurlauf exakt ist. Bei 1,5cm benötigte ich 5 Umdrehungen.

Die Kugelköpfe wurden mit dieser Methode leichtgängig gemacht.

Die Hauptwelle wurde mit Benzin gereinigt und frisch eingeölt.

Die Antenne wurde abgewickelt, am Ende mit einem Gummiring versehen, zum Heck und zurück verlegt und mit dem Gummi aneiner Kufenstrebe verspannt.

Die Hecklastigkeit wurde mit einem Bleistreifen unter dem Akku ausgeglichen.

Der anschließende Erstflug verlief ausgesprochen gut

Das Flugverhalten ist der Preisklasse entsprechend, aber durchaus anfängergeeignet. Erreicht wurde das durch die Vorflugkontrolle und abarbeiten der vorgefundenen Unzulänglichkeiten.
Der Arbeitsaufwand war gering. Ein Absturz beim sofortigen Einsatz wäre langwieriger - und teuer geworden!